Viele Jahre hat Klaus E. als international tätiger Manager für die Telekom gearbeitet. Nach intensiven Berufsjahren hatte er plötzlich Zeit, und er beschloss, einen Teil davon in junge Menschen zu investieren, denen er mit seinem Wissen vielleicht helfen kann. "Ich finde es schlimm zu sehen, wie hochmotiviert viele Flüchtlinge nach Berlin kommen, und wie diese Motivation dann mit der Zeit verloren geht", erzählt er. "Jedes Feuer erlischt, wenn man zwei oder drei Jahre tatenlos in einem Flüchtlingsheim leben muss."

Klaus E. weiß, was in der Arbeitswelt von Berufsanfängern erwartet wird, er war über 20 Jahre lang als Abteilungsleiter mit Verantwortung für Personal und Umsatz tätig. Und weil er Geflüchtete ins Arbeitsleben bringen möchte, schloss er sich dem neu gegründeten Tandem-Projekt des Pestalozzi-Fröbel-Hauses und der Stiftung "Deutschland wird Heimat" an.

Im Rahmen des Tandem-Projekts trifft er sich nun seit einigen Wochen regelmäßig mit einem 29jährigen Syrer aus Damaskus.

Anfangs standen Gespräche über Bewerbungen und Jobsuche im Mittelpunkt: Klaus unterstützte den studierten Maschinenbau-Ingenieur bei der Vorbereitung seiner Bewerbungsunterlagen, er zeigte ihm hilfreiche Internetportale und Apps, die beiden simulierten Bewerbungsgespräche. Klaus begleitete seinen Tandempartner zu Ämtern und zu verschiedenen Organisationen. Gerade aber steht der Versuch im Mittelpunkt, die Verlobte des jungen Syrers aus Damaskus nach Berlin zu holen. Seit zwei Jahren hat sich das Paar nicht gesehen. "Aus dem anfänglichen Bewerbungstraining sind eher Motivationsgespräche geworden", sagt Klaus. Die Integration ist dann eben doch für viele Geflüchtete schwerer als erwartet.

Bewegend ist es für Klaus zu sehen, wie eng die Familienbande vieler Geflüchtete ist. "Meist sind die Eltern noch in der alten Heimat und fiebern mit ihren Söhnen. Die Kinder wollen ihre Eltern auf keinen Fall enttäuschen, das ist Teil der Kultur. Erfolg ist da ein Muss und ein Zurückgehen ohne Erfolg ausgeschlossen."

Für Klaus sind die vielen Geflüchteten auch eine Chance, dem Fachkräftemangel vor allem im handwerklichen Bereich entgegenzuwirken. Er möchte seinen Teil zu einer Verbesserung der Situation beitragen. "Es kommt viel Dankbarkeit und Freude dabei zurück", meint er.

Julia Ziegler

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einem Kooperationsprojekt von Deutschland wird Heimat und Pestalozzi-Fröbel-Haus

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