Man könnte denken, diese Keramikfiguren seien so alt wie das im Jahr 1874 gegründete PFH. Doch sind sie sehr viel später entstanden, und derjenige, der sie 1998 ins Leben rief, wohnt direkt gegenüber des PFH in der Karl-Schrader-Straße. Täglich schaut er von den Fenstern seines Künstler-Ateliers aus auf "seine Kinder". 30 Jahre lang hat der Maler Bernd Krüerke Kunst an der Erzieher*innenfachschule des Pestalozzi-Fröbel-Hauses gelehrt. Die Kinderkönige waren ein Projekt, das er gemeinsam mit seinen Schüler*innen gestaltete. "Das Kind als König" lautete das Thema, nach dem die Studierenden ihre zumeist erste Keramikfigur in einem aufwendigen technischen Verfahren erarbeiteten. Ganz bewusst hatte Krüerke diesen "oppositionellen, provokanten Titel" gewählt und amüsiert sich heute noch über die irritierten Reaktionen, die er damals bei manchen Pädagog*innen mit seinem Projekt ausgelöst hat. "Ja, ich weiß, dass Kindern nicht alles erlaubt werden darf", sagt er. Mit dem Thema wollte er die Kreativität der jungen Menschen wecken. Welch Vorstellung: Die Kinder als König, befreit von jeglichem Druck und von moralischer Erniedrigung. "Das erzeugt Motivation"". Aber: "Natürlich kann ein Kind nicht immer König sein".
Ein Freund von antiautoritärer Erziehung ist Krüerke nicht. Doch hat er sich viel mit der Frage
beschäftigt, was Kreativität ist, wie sie ausgelöst werden kann und warum sie so wichtig für angehende Erzieherinnen und Erzieher ist. "Eine Erzieherausbildung darf nicht zu rational sein", sagt er. "In unserer Gesellschaft konzentriert man sich ohnehin schon zu sehr auf die linke Gehirnhälfte." Also auf jenen Teil des Gehirns, dem das analytische, strategische Denken und die Sprache zugeschrieben wird. Krüerkes Ziel war es immer, die angehenden Erzieherinnen und Erzieher dazu anzuregen, bei Kindern auch die rechte Gehirnhälfte mit einzubeziehen, jene Bereiche des Gehirns, die für Intuition und Fantasie verantwortlich gemacht werden, die Informationen erst einmal ohne Bewertung und ohne Begrenzung verarbeiten.
Viel hat er über Erziehung nachgedacht. "Wir brauchen eine Vision", sagt er. "Was kann
Erziehung sein in der heutigen auseinander brechenden Gesellschaft?" Gesellschaftliche
Normen und Beständigkeiten, an denen sich Kinder orientieren können, weichen den
vielfältigsten Lebensformen und Wertvorstellungen. "Moralische Handlungsmuster gibt es
kaum noch", so Krüerke. Umso wichtiger, findet er, dass Kinder in der Lage sind, sich auf eine
rasch verändernde Umgebung immer wieder neu einzustellen und damit zurecht zu
kommen. Was sie dafür benötigen, ist Offenheit und Kreativität. Sie sollten dabei unterstützt
werden, immer wieder neue Möglichkeiten zu entdecken, tägliche „Erfinder“ bei der Lösung
von Problemen zu sein. „Aber Kreativität kommt leider oft zu kurz in Schulen oder Kitas“, meint Krüerke. „Die Erwachsenen reden zwar die ganze Zeit, ja sie reden viel zu viel, aber sie finden keinen Zugang zu den Kindern.“
Dieser Text entstammt aus dem PFH-Newsletter vom 7. Februar 2017, Autorin: Julia Ziegler