Hedwig Heyl war Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und eine der Pionierinnen der Frauenbewegung in Deutschland. Mit der Gründung von Haushaltsschulen engagierte sie sich für die berufliche Bildung von Frauen, insbesondere in der Hauswirtschaft.
Zur Person:
Hedwig Heyl wurde 1850 als Tochter eines Großkaufmanns in Bremen geboren, wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf und besuchte die Bildungsanstalt für junge Mädchen von Henriette Schrader-Breymann in Neu-Watztum.
1869 heiratete sie den Berliner Fabrikanten Georg Heyl, mit dem sie fünf Kinder hatte. Im Kontext der Fabrik ihres Mannes begann sie, Fürsorgeeinrichtungen zu schaffen, etwa einen Fröbel-Kindergarten für Arbeiterkinder, Kurse für die hauswirtschaftliche Ausbildung, Jugendheime und Speiseanstalten.
1884 gründete sie die erste Koch- und Haushaltungsschule (Haus II) für Frauen in Deutschland.
Nach dem Tod ihres Mannes 1889 leitete sie für einige Jahre die Fabrik. Hedwig Heyl ist eine Repräsentantin der bürgerlichen Frauenbewegung und fokussierte sich auf die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter sowie auf karitativ-soziales Engagement. Im Ersten Weltkrieg war sie im Nationalen Frauendienst aktiv, publizierte Kriegskochbücher und organisierte Massenspeisungen. Politisch stand sie den Nationalliberalen nahe und war 1919 Abgeordnete der Deutschen Volkspartei in der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung.
Problematisch ist Heyls Engagement im Rahmen des „Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft“, dessen Vorsitzende sie zwischen 1910 und 1920 war. Hier vertrat sie aus heutiger Sicht klar rassistische Positionen, indem sie sich etwa gegen sogenannte Mischehen zwischen Deutschen und Einheimischen in den deutschen Kolonien in Afrika aussprach. Heyl befürchtete eine „Verkafferung“ der „Kolonialeliten". Als wesentliche Aufgabe des Frauenbundes betrachtete Heyl die Ausbildung deutscher Frauen zu zukünftigen Ehefrauen für die Kolonisten. Ziel war die „Erhaltung des Deutschtums“ in Südwestafrika. Auch in der Weimarer Republik propagierte Heyl weiterhin ihre völkische und rassistische Haltung: Sie protestierte gegen die „koloniale Schuldlüge“ und trat für das Bild deutscher Überlegenheit im Ausland ein.
1933 zeigte sich Hedwig Heyl begeistert von Adolf Hitler. Sie sprach von einem „herzbewegenden Sich nahe fühlen mit dem Führer“ und von einer „inneren Verwandtschaft mit seinem Wollen und Zielen“.
Nach ihrem Tod 1934 wurden in Deutschland mehrere Straßen nach Hedwig Heyl benannt. Einige Benennungen wurden jedoch später wieder rückgängig gemacht. So wurde die Hedwig-Heyl-Straße in Oldenburg 2015 in Hilde-Domin-Straße umbenannt, während an anderen Orten wie in ihrer Geburtsstadt Bremen das Straßenschild mit einem erklärenden Text ergänzt wurde.